Samstag, 19. September 2009

Smithscher Polizeistaat

Meine Schule hat wieder angefangen und mich gleich herzlich mit einem „In einer Woche muss der Praktikumsbericht fertig sein!“ begrüsst. Entsprechend stressig war die letzte Woche und entsprechend gut gelaunt bin ich jetzt. Zeit also für einen neuen Blogeintrag. Diesmal wieder zu einem meiner Lieblingsthemen, der französischen Polizei. Diesmal will ich eine Lanze für sie brechen, denn so gemein, wie ich sie schon einmal beschrieben habe, ist sie gar nicht. Viele haben auch nette hellblaue Hemden oder Blusen an und sehen sehr freundlich aus und tragen keine Kampfanzüge wie die aus meiner Begegnung in der U-Bahn. Das hängt wahrscheinlich auch von dem Viertel in dem sie eingesetzt sind ab oder der U-Bahnlinie auf der sie patrouillieren.
Gestern hatte ich eine erfreuliche Begegnung. Die Vélib-Station meiner Wahl stand am Anfang einer Einbahnstraße, die ich deshalb ca. 50m bis zur nächsten Kreuzung illegalerweise in der falschen Richtung befahren musste. Wer das Problem kennt wird wissen, dass man dann natürlich keine Ampel hat und sich irgendwie so über eine Kreuzung rüberkämpfen muss. Ich will also links abbiegen, es kommt aber leider ein Auto, was kein Problem war, denn ich bin ihm einfach in einem großen Bogen ausgewichen, also einen großen Bogen in der Mitte der Kreuzung gefahren, wobei ich leider zwei Fahrradpolizisten entdeckte die an der Ampel, vorschriftsmäßig warteten. Ich bin also erstmal auf den Bürgersteig gefahren und habe so getan als ob ich mich orientieren musste und habe ein wenig in die Luft und die Gegend geschaut bis sie weg waren. Und tatsächlich es hat sie nicht interessiert, aber wahrscheinlich hatten sie nur einen andern Auftrag heute als Fahrradfahrer zu verfolgen. Oder mein Fahrradhelm hat sie so beeindruckt, dass sie das als Entschuldigung haben gelten lassen.
Ein anderes tägliches Spektakel ist die Verkehrsführung auf der Riesenkreuzung Porte d'Orléans wo immer Polizisten (außer nachts) den Verkehr nach mysteriösen Grundsätzen leiten. Mal folgen sie der Ampel, mal geben sie der Tram Vorfahrt, mal machen sie einem Krankenwagen Platz und mal versuchen sie wohl ersteinmal alle Leute stadtauswärts zu schicken. Das kleine Problem ist bloß, dass sie nur an zwei Ampeln stehen, also sich manche Autofahrer immer noch auf die Ampel verlassen, die Fußgänger eh keine Ahnung haben was sie machen sollen (und ja nicht einmal wie die Autofahrer durch Hupen ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen können) und ich als Fahrradfahrer also immer fast von Autofahrern überfahren werde oder selbst Fußgänger überfahre. Der Volkswirt würde hier wohl von einer unsichtbaren Hand sprechen die die eigentliche Verkehrsführung übernimmt, denn die klappt, seltsamerweise, an dieser Kreuzung ganz gut.