Samstag, 18. Juli 2009

Nazis in der U-Bahn

Grad in der U-Bahn waren ein junges Paar mit Baby und eine mit ihnen befreundete Frau. Die Eltern sahen auf den ersten Blick aus wie Punks, auf den zweiten erkannte man aber, dass sie wohl zu dieser neuen Generation von Neonazis gehörten, die sich modisch an der linken Szene orientieren. Ihre Gespräche kreisten um den arischen Jungen und "Zecken" in Sachsen, die " 'Nazis raus!' und so ne Scheiße" (Zitat) an die Wände sprühen. Der Vater trug ein T-Shirt mit einem Hakenkreuz mit nur drei Armen auf dem Rücken. Darunter stand: "Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren." Der Spruch hat mich nachdenklich gemacht. Denn wie kämpft man gegen braunes Gedankengut, wie schafft man es, dass dieser kleine Junge nicht die menschenverachtende Ideologie seiner Eltern übernimmt und, viel mehr noch, wie geht man mit offen auftretenden Nazis um. Hätte ich nicht mit ihnen diskutieren müssen? Ihr Weltbild hinterfragen müssen? Muss man den Kampf den diese Leute offensichtlich führen nicht verhindern oder zur einer Niederlage führen? Diese Leute haben mir Angst gemacht und ich hätte gerne reagiert. Habe ich aber nicht und auch kein anderer. So sind wir dann alle auch nichts anderes als Mitläufer im Passivsein. Vielleicht hätte man auch laut alle Fahrgäste über die vier informieren sollen. Oder alle dazu einladen sollen aufzustehen, als stilles Zeichen des Protests.

Kampagnen gegen Neonazis sollten vielleicht auch darüber informieren, wie man als zivilcouragierter Bürger gegen Nazis im Alltag vorgehen kann.

In Frankreich gibt es sowas zum Glück nicht.... Wäre da nicht Le Pen

Montag, 13. Juli 2009

Ich fahre mir einen Anzug kaufen. Wenn ich keinen Blog hätte, sondern nur noch twittern würde, wär mein Leben sehr viel leichter. Dann wär mein Post für heute schon fertig. Aber ich habe ja einen Blog und muss mir deshalb lange, zusammenhängende und möglichst auch noch lustige Beiträge ausdenken. Insofern sollte ich also doch damit anfangen, die gesamte Welt mit Belanglosigheiten meines Lebens zu versorgen. Warum missfällt mir Twitter eigentlich so? Wahrscheinlich fange ich an alt zu werden und mit der sich rasant ändernden Technikwelt nicht mehr klar zu kommen. Wahrscheinlich bin ich schon alt wenn ich mir schon solche Gedanken mache. Habe mir jetzt übrigens einen Anzug gekauft. Hose wird verlängert. Was es alles gibt.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Bonne, vieille RFA

Falls sich der ein oder andere Leser fragen sollte, wie es kommen kann, dass man seinen eigentlich doch so geliebten Blog fast einen Monat verkümmern lässt ohne ihn mit einem kleinen Post zu füttern, so sei ihm geantwortet: In den Ferien ist man dazu nun mal entweder zu faul oder es passiert nichts, was aufregend genug wäre um es der Welt mitzuteilen. (Für alles Uninteressante gibt es ja bekanntlich Twitter.) Eben jenem so wissbegierigen Leser fällt natürlich auch an der Stellung des Doppelpunkts auf, dass ich mich wieder in Deutschland befinde. Un da fallen mir nun die Eigenarten der Deutschen umso mehr auf. Man hält sich hier im öffentlichen Raum nicht die Tür auf, außer man möchte verwundete Blicke ernten. Auch sonst ist man weniger auf Höflichkeit bedacht, dabei aber keineswegs weniger hilfsbereit: Als vor mir einere ältere Frau mit Rolator aus dem Bus aussteigen wollte, griffen die an der Haltestelle wartenden sogleich zu und halfen ihr gekonnt beim Bewältigen der Stufe. Das einzige Wort was dabei fiel war ein "Danke" der Frau. Kein Vergleich zum Wortgefecht der Höflichkeiten die ein solcher Akt in Frankreich mit sich gezogen hätte.
Ein anderer Unterschied: Gerade stiegen zwei Polizisten in die U-Bahn ein. So ca. 40, ein wenig untersetzt mit Schnauzbart; wie ein Schutzmann nun mal so aussieht. Ich hätte sie fast nicht bemerkt. In Frankreich hingegen, wenn Polizisten in die Metro einsteigen (dann aber auch lieber gleich zu dritt), verstummt der ganze Wagen und zumindestens mich befällt ein gewisses Gefühl der Angst. Das liegt vermutlich zu einem großen Teil an dem Kampfanzug den sie tragen und daran, dass sie sich meisten den Kopf rasiert haben. Nicht so wirklich das Ideal vom "Freund und Helfer".